"Für einen vielfältigen Vereinssport!" Das Präsidium des LandesSportBundes Niedersachsen hat im November sportpolitische Erwartungen für die Landtagswahl am 9. Oktober 2022 formuliert.
Die Positionierungen und die Erwartungen des LandesSportBundes Niedersachsen als Download-Dokument
„Mittendrin in der Gesellschaft“ lautet der Titel des LSB-Leitbildes und verweist auf die Wechselwirkung zwischen Sport und Gesellschaft: Gesellschaftliche Herausforderungen sind immer auch solche des Sports und umgekehrt. Als größte niedersächsische Bürgerinitiative ist der organisierte Sport mit seinen Mitgliedern einer der wichtigsten zivilgesellschaftlichen Akteure. Dieser Verantwortung möchte der LSB gerecht werden und Stütze in Zeiten des Umbruchs sein.
Folgen der Corona-Pandemie
Zwei Pandemie geprägte Jahre mit immer wieder sportlichem Stillstand haben uns allen viel abverlangt. Neben dem Verlust von Mitgliedern und ehrenamtlich Engagierten in den rund 9.260 niedersächsischen Sportvereinen leiden zahlreichen Menschen zunehmend unter Bewegungsmangel im Alltag und den physischen und psychischen Folgen. Jedes sechste Kind hat im Verlauf der Pandemie an Gewicht zugenommen, 6 % leiden an Adipositas und 31 % der Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren haben psychische Auffälligkeiten. Ein Drittel der älteren Menschen erreicht nicht die WHO-Empfehlungen zum Mindestmaß an Bewegung. Je körperlich aktiver ältere Menschen sind, umso seltener sind sie depressiv oder ängstlich. Neben der Mitgliedergewinnungskampagne „#SportVEREINtuns“ hat der LSB mit zahlreichen Maßnahmen ein starkes Zeichen gegen diesen Trend gesetzt. Durch verschiedene Förderprogramme, wie zum Beispiel „Aktiv über den Winter“ mit einer Fördersumme von 300.000 Euro oder zwei Initiativen der Sportjugend mit einer Fördersumme von 435.000 Euro konnten die Mitgliedsorganisationen kurzfristig unterstützt werden. Das Corona-Sonderprogramm mit insgesamt rund 6,3 Mio. Euro bewilligter Fördersumme hat Sportvereine sowie Sportschulen und Landesleistungszentren von einer drohenden Insolvenz bewahrt. Derzeit laufen weitere Programme zur Förderung von Ü50-Sport, Outdoor- und Trendsport sowie Materialien zum Erhalt des Sportbetriebes mit einer Fördersumme von insgesamt knapp 1 Mio. Euro aus der Finanzhilfe. Darüber hinaus hat das Land im Rahmen der Initiative „Startklar in die Zukunft“ insgesamt 14 Mio. Euro für die Durchführung von Schwimmkursen, Sport-und Bewegungscamps oder offene Veranstaltungen auch in Kooperation mit Schulen oder Kitas bereitgestellt. Weitere 1,5 Mio. Euro sind zugesagt. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die psychische und physische Stabilität von Kindern und Jugendlichen.
Teilhabe Aller – Sport verbindet Menschen
Auf die russische Invasion in das Staatsgebiet der Ukraine hat der organisierte Sport mit Solidaritätsbekundungen sowie sporteigenen Sanktionen reagiert. Außerdem ist kurzfristig eine Vielzahl von Geflüchteten aus der Ukraine in niedersächsischen Sportvereinen aufgenommen worden, zu deren Unterstützung der LSB kurzfristig ein Förderprogramm „Aktiv für Geflüchtete“ ins Leben gerufen hat. Vor dem Hintergrund langjähriger Erfahrung in der Integrationsarbeit im und durch Sport hat der LSB im Frühjahr 2022 das Positionspapier „Sport verbindet Menschen“ veröffentlicht, welches eine klare Haltung deutlich macht: Sport kann die soziale Teilhabe von Menschen fördern, tut dies aber nicht per se. Es bedarf neben einem offenen Sportverständnis der Bereitschaft zur Reflexion und Veränderung. Neben den Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter sowie dem Masterplan Inklusion besitzt der organisierte Sport in Niedersachsen somit Orientierungshilfen für ein inklusives Miteinander. Zur Unterstützung des gesellschaftlichen Zusammenhalts engagiert sich der LSB zudem im Bündnis für gute Nachbarschaft, um in übergreifender Kooperation im Quartier Raum zur Mitwirkung und Gestaltung für jeden Einzelnen zu lassen und Sicherheit im unmittelbaren Lebensumfeld zu vermitteln.
Nachhaltigkeit und Energiekrise
Zugespitzt durch die bestehende Energiekrise und die beschlossene Gasumlage befindet sich nicht nur die Sportwelt in der Debatte über Spar-Potentiale im Energieverbrauch. Nach zwei Jahren Pandemie muss ein drittes Jahr Lockdown des Vereinssports, insbesondere von Schwimmkursen, gleichwohl verhindert werden. Der LSB hat deshalb einen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung bei vereinseigenen und kommunalen Sportanlagen erarbeitet und stellt außerdem kurzfristig Finanzhilfemittel für Beratungsleistungen zur Energieeinsparung für seine Mitgliedsvereine bereit. Diese kurzfristigen Maßnahmen stellen einen ersten Beitrag dar, einen möglichen landesweiten Sport-Lockdown nach der Corona-Pandemie zu vermeiden. Der Vereinssport ist ein unverzichtbarer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und erfüllt wichtige soziale und gesundheitsfördernde Funktionen für die Gesellschaft. Deshalb appelliert der LSB an die Eigentümer kommunaler Sportanlagen, diese weiterhin für den Vereinssport offen zu halten, damit Kinder, Jugendliche und Erwachsene Sport treiben und Erholung finden können.
Wir unterstützen den DOSB und auch die Sportminister der Länder in ihrer Forderung, dass es ein Förderprogramm für kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zur energetischen Sanierung vereinseigner Sportstätten geben muss!
Insbesondere Kinder und Jugendliche waren und sind von der Corona-Pandemie und ihren Folgen betroffen. Vor der deutlichen Zunahme von psychischen Auffälligkeiten und Zunahmen des Körpergewichts und den Auswirkungen des erhöhten Medienkonsums in der Entwicklung von Motorik und Sprache warnen daher die Ärztekammer Niedersachsen und der LSB gemeinsam.
In zwei Jahren Pandemie sind darüber hinaus zwei komplette Jahrgänge Nichtschwimmer geblieben, insgesamt nahezu 150.000 Kinder. Mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung im Rahmen des Förderprogrammes „Startklar in die Zukunft“ organisieren der Landesschwimmverband Niedersachsen und die DLRG mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in Höhe von 1,1 Mio. Euro mobile Schwimmkurse, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Auch vor diesem Hintergrund muss die erneut drohende Schließung von Schwimmbädern verhindert werden.
Zusätzlich zu den Schwimmkursen konnte die Sportjugend Niedersachsen mit 1.200 Anträgen von Vereinen, Landesfachverbänden und Sportbünden mit einer Gesamthöhe von rund 5,7 Mio. Euro im Rahmen des Förderprogramms „Startklar in die Zukunft“ bewilligen und damit die gesamte Fördersumme schon vor den Sommerferien aufbrauchen. Außerdem werden Aktionstage von Sportvereinen in Kooperation mit Schulen und Kitas mit Unterstützung des Niedersächsischen Kultusministerium mit einer Summe von 3,9 Mio. Euro gefördert. Angesichts dieser hohen Wirksamkeit in der Korrektur der Folgen der Corona-Pandemie freuen wir uns über die zugesagte Aufstockung im laufenden Jahr. Gleichzeitig fordern wir eine Prolongierung des Förderprogramms „Startklar in die Zukunft“ über das Jahr 2022 hinaus.
Den aufgeführten Herausforderungen werden wir - der organisierte Sport unter dem Dach des LSB - uns stellen, gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen Unterstützungs- und Hilfeleistungen anbieten und Lösungen erarbeiten. Dafür braucht es weiterhin verbesserte Rahmenbedingungen, zu denen eine rechts- und planungssichere Finanzierung durch die Verstetigung des variablen Anteils der Finanzhilfe des Landes Niedersachsen gehört sowie eine gesetzlich festgeschriebene Dynamisierung der Finanzhilfe. Außerdem ist eine zeitlich befristete Fortsetzung des Sportstätteninvestionsprogramms notwendig, um den Sanierungsstau der vereinseigenen Sportstätten in Niedersachsen abzubauen. Ehrenamtliches Engagement ist die Herzschlagader des organisierten Sports in Niedersachsen, deshalb benötigt der LSB neben der finanziellen Förderung eine Stärkung des Ehrenamts durch eine klare ministerielle Zuständigkeit und die Umsetzung der Empfehlungen der Enquetekommission „Rahmenbedingungen des ehrenamtlichen Engagements verbessern“.
Um dieses gebündelte Potential des Sports wirksam zu nutzen, müssen Sport und Bewegung auf politischer Ebene als Querschnittsaufgabe begriffen und ressortübergreifend begleitet werden, wie in der „Hamburger Erklärung“ der Sportministerkonferenz unterstrichen wird. Deshalb regt der LSB einen parteiübergreifenden niedersächsischen Sportgipfel zu Beginn der neuen Legislaturperiode an.
Regionalpolitische Foren
Im Vorfeld der Niedersächsischen Landtagswahl am 10. Oktober veranstalten diese Sportbünde regionalpolitische Foren, an denen sich auch Vertreter des LSB-Präsidiums beteiligen:
September
16. KSB Harburg-Land
26. KSB Stade
27. KSB Gifhorn
27. KSB Rotenburg in Mulmshorn
Noch offen: die Termine für den KSB Peine und den Regionssportbund Hannover
Akademie des Sports
21. September: Akademie-Gespräch „Wohin steuert der niedersächsische Sport? – Fragen und Antworten zur Landtagswahl 2022“
1. Der LSB ist Partner für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen!
Der LSB mit seinen Mitgliedern leistet über den Sport einen unverzichtbaren Beitrag bei der Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen wie Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung, Integration, soziale Teilhabe, Inklusion, Nachhaltigkeit, Stadt- und Ortsentwicklung sowie bei der Prävention vor (sexueller) Gewalt und demokratiefeindlichen
Positionen.
2. Der LSB erwartet eine Stärkung des Kinder- und Jugendsports!
Sport und Bewegung im Verein fördern die kindliche Gesundheit (psychisch, physisch, sozial) und die Bildung. Sport im Verein ermöglicht gerade Kindern den Aufbau sozialer Beziehungen über kulturelle und soziale Unterschiede hinweg. Sport im Verein wirkt den Bewegungs- und Begegnungsdefiziten als Folgen der Corona- Pandemie entgegen.
3. Der LSB benötigt verbesserte Rahmenbedingungen für den organisierten Sport!
Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen des Sports in Niedersachsen ist erforderlich. Sport benötigt eine gesicherte und angemessene Entwicklung der Sportinfrastruktur. Das Ehrenamt benötigt mehr Wertschätzung, insbesondere fachlich kompetente, hauptberufliche Unterstützung in den sozialen Themen. Der Leistungssport muss gestärkt werden.
1. Die Sportförderung in Niedersachsen muss rechts- und planungssicher sein.
Das Sportfördergesetz bietet eine gute Grundlage. Der variable Anteil der Sportförderung (NSportFG § 3 Abs. 2) ist dem festen Anteil der Sportförderung zuzurechnen.
2. Bezugnehmend auf den Bericht der Landesregierung zur Evaluierung des Niedersächsischen Sportfördergesetzes muss eine Dynamisierung der Sportförderung erfolgen.
3. Auf Basis der Bedarfsermittlung des LSB ist das Sportstättenprogramm des Landes Niedersachsen als zweckgebundene zeitlich befristete Erhöhung der Finanzhilfe bis 2028 fortzusetzen. Das Sportförderprogramm stellt einen wesentlichen Beitrag zum energieeffizienten Gebäudeumbau und zur regionalen Wirtschaftsförderung dar. Über 50% der niedersächsischen Sportvereine verfügen über eigene Sportanlagen, die mit der klimagerechten Anpassung ein hohes Potential für die Erreichung der Klimaziele des Landes bieten können.
4. Die Finanzierung der Koordinierungsstellen Integration im und durch Sport muss durch zusätzliche Finanzhilfe langfristig gesichert werden.
5. Es müssen Programme zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie entwickelt werden. Weiterhin ist der Zugang zu bzw. die Bereitstellung von Fördermitteln zur nachhaltigen Anpassung des Sports zu ermöglichen.
6. Für Freiwilligendienste im Sport muss eine ministerielle Zuständigkeit definiert und es muss ein angemessen finanziell ausgestattetes Landesförderprogramm eingerichtet werden.
7. Sportvereine müssen bestmöglich unterstützt werden, um Bewegungsfreude bei Kindern und Jugendlichen, soziale Teilhabechancen und Schwimmfähigkeit insbesondere bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu verbessern. Ergänzend dazu braucht es einen interministeriellen „Pakt für Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen“.
8. Leistungssport muss durch die Umsetzung des Leistungssportkonzepts 2030 besonders gefördert werden.
9. Dezentrale Fachberatungsstellen im Sport für die Prävention sexualisierter Gewalt müssen zusätzlich zu den bestehenden Stellen auf Landesebene eingerichtet werden.
10. Ehrenamtliches Engagement muss z. B. durch den Abbau bürokratischer Hürden besonders gestärkt werden. Der gesetzliche Schutz des arbeitsfreien Sonntags ist für die Aufrechterhaltung der v.a. ehrenamtlich geführten Sportstrukturen unabdingbar.
Damit alle Wahlberechtigten – auch Menschen mit Behinderung – ihre Stimme abgeben können, haben der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen, die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, die Lebenshilfe Niedersachsen, der niedersächsische Blinden- und Sehbehindertenverband sowie der Behindertensportverband Niedersachsen eine Wahlhilfebroschüre in Leichter Sprache herausgebracht.
Die Broschüre zum Download: https://www.sovd-nds.de/fileadmin/landesverbaende/nds/downloads/broschueren/pdf/20220822_Wahlhilfe-NDS-LS-web.pdf