Nach derCorona-Pause haben der Sozialverband Deutschland (SoVD) und der LandesSportBund (LSB) Niedersachsen zum zweiten Male gemeinsam den Inklusionspreis Niedersachsen verliehen. Beide Verbände zeichnen besonders hervorragende Leistungen und Projekte rund um das Thema Teilhabe aus.
Gewinnerinnen in der Kategorie Medien sind die NDR-Journalistinnen Maren Höfle und Juliane Möcklinghoff mit dem Beitrag „Mein Rolli hat keine Fesseln – Nomines Weg in die Sportwelt“. In der Kategorie Ehrenamt belegt die Initiative „Diagnose: Arbeitsfähig“ aus Hildesheim den ersten Platz. Die ehrenamtlich Aktiven machen sich dabei für den Berufseinstieg von Studienabsolvent*innen mit psychischer Erkrankung stark. Im Bereich Sport wurden der Judo- und Kickboxverein „Obernkirchen Raptors e.V.“, die inklusive Handballmannschaft „HSG Heidmark“ sowie der „Deutsche Alpenverein Sektion Hannover e.V.“ ausgezeichnet. Überreicht wurden die Preise vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, der Schirmherr ist.
Im Rahmen einer Preisverleihung im Sprengel Museum Hannover zeichneten SoVD und LSB gemeinsam mit Ministerpräsident Weil vorbildliches Arbeiten auf dem Weg zu einem inklusiven Niedersachsen aus. Zahlreiche Einsendungen waren von drei hochkarätigen Jurys bewertet worden. „Durch die Corona-Pandemie lag das Engagement in den Bereichen Sport und Ehrenamt lange brach. Auch in den Medien spielten andere Themen eine größere Rolle. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir so viele gute Bewerbungen erhalten haben“, so Bernhard Sackarendt (SoVD-Landesvorsitzender) und Reinhard Rawe (LSB-Vorstandsvorsitzender). Beide betonten, die Zusammenarbeit bei diesem Ehrungsformat fortsetzen zu wollen – die nächste Auszeichnung soll 2025 stattfinden. SoVD und LSB wirken bei der Umsetzung des Masterplan Inklusion im niedersächsischen Sport mit.
„Weil wir alle gleich viel wert sind, haben wir auch alle den Anspruch darauf, genauso gut an unserem gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Und unsere Gesellschaft müssen wir auch daran messen lassen, dass sie diesen Anspruch erfüllt“, betonte Weil. Er rief die Gäste auf, sich bei der aktuellen Weiterentwicklung des Aktionsplan Inklusion der Landesregierung aktiv einzubringen.
In den Jurys wirkten u.a. LSB-Präsident André Kwiatkowski, LSB-Vizepräsidentin Maria Bergmann und Erik Machens, Vorstandsmitglied der Sportjugend Niedersachsen. Der Inklusionspreis Niedersachsen ist mit insgesamt 19.000 Euro dotiert.
3 Preisträger aus dem Sport: Obernkirchen Raptors, HSG Heidmark und Deutscher Alpenverein/Sektion Hannover
Die Obernkirchen Raptors, die HSG Heidmark und der Deutscher Alpenverein/Sektion Hannover sind die Preisträger des Inklusionspreises Niedersachsen Sport 2023. Insgesamt hatten sich für die drei Größenkategorien Vereine bis 500 Mitglieder, bis 1500 Mitglieder und über 1500 Mitglieder 35 Sportvereine beworben. Die ausgezeichneten Vereine setzen sich aktiv und nachhaltig für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in ihrem Verein ein und fördern insbesondere die gemeinsame (inklusive) Vereinsarbeit. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld des LSB von je 3000 Euro verbunden.
Kurzportraits
Obernkirchen Raptors (Kategorie bis 500 Mitglieder)
Der Verein bietet in einer inklusiven Gruppe Judo für Kinder an - mit besonderem Fokus auf Kinder mit seelischen Behinderungen. Seit 2005 arbeiten die Obernkirchen Raptors dazu mit vier Einrichtungen der stationären Jugendhilfe zusammen, denn viele der teilnehmenden Kinder leben in einer von diesen. Einige Kinder wurden zuvor auch schon aus anderen Vereinen verwiesen.
Deshalb bieten die Trainerinnen und Trainer das Einstiegstraining in den Judosport direkt vor Ort in den Einrichtungen an. Die benötigten Materialien wie Judomatten und Judoanzüge werden in den Partnereinrichtungen gelagert und die als staatlich anerkannte Erzieher ausgebildeten Trainer bieten die Stunden vor Ort an, um einen niedrigschwelligen Einstieg in den Sport zu ermöglichen. Erst wenn in diesem geschützten Rahmen die Grundlagen für die erfolgreiche Sportausübung in einer Vereinsgruppe gelegt wurden werden die Sportler eingeladen am regulären Vereinstraining teilzunehmen. In Einrichtungen ohne eigene Sporträume bietet der Verein Einzelstunden oder Training für Kleingruppen an.
HSG Heidmark (Kategorie bis 1500 Mitglieder)
Inklusion bedeutet für den Verein, dass wir allen Menschen egal welches Geschlecht, ob mit oder ohne Beeinträchtigung die Möglichkeit geben wollen, aktiv Handball zu spielen. Im Februar 2019 startete der Verein mit 3 Schnuppertrainingseinheiten im zweiwöchentlichen Rhythmus. Seitdem hat die inklusve Handball-Mannschaft „HSG Heidmark“ schon an mehreren inklusiven Handballturnieren – u.a. beim Beach-Handball-Turnier in Cuxhaven – teilgenommen und selbst inklusive Turniere ausgerichtet. Die HSG Heidmark ist eine inklusive Handball-Mannschaft. Es gibt Kooperationen mit anderen Vereinen und Einrichtungen der Behindertenhilfe. Der Verein war maßgeblich an der Gründung der inklusiven Handball-Liga des Handballverbandes Niedersachsen-Bremen beteiligt. Die Teilnehmenden werden auch in andere Aufgaben im Verein eingebunden – Entscheidungen gemeinsam getroffen.
Deutscher Alpenverein/Sektion Hannover (Kategorie über 1500 Mitglieder)
Klettern mit Einschränkungen? Jetzt erst recht. Das ist das Motto des Vereins, der bereits 2016 eine inklusive Klettergruppe gegründet hat. Mittlerweile sind mehr als 30 Kletterer und Kletterinnen mit und ohne Behinderung in der Gruppe aktiv. Sie wurden zunächst immer von Übungsleitenden „gesichert“. Mittlerweile haben viele Gruppenmitglieder selbst so viel Expertise, dass sie sich gegenseitig sichern können. Eine Teilnehmerin mit Behinderung macht derzeit die ÜL-Ausbildung. Das Trainer- Team ist speziell für den Bereich des Behindertensports Klettern ausgebildet und kann entsprechend der Einschränkung unterstützende Techniken anbieten. Geklettert wird in der Kletterhalle GriffReich in Hannover und im Sommer im „Ith“. Seit 2022 gibt es auch eine Klettergruppe von Kindern mit geistigen Behinderungen. Eine Kooperation gibt es mit der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.
Die inklusive Band DAIN Fahrdienst begeisterte mit ihren Songs