News-Meldung

des LandesSportBundes Niedersachsen

- Kanu-DM : Paulina Paszek vom HKC holt Silber

Quelle Neue Presse 10. 8. 2020, Stefan Dinse

Der Start ist für Sprinter fast alles, das gilt auch für die Kanu-Rennsportler. Der ist für Paulina Paszek bei der deutschen Meisterschaft in Duisburg immer schiefgegangen, und zwar im Wortsinn. Der leichte Wind brachte den Einer jeweils in Schräglage. Die 22-Jährige vom Hannoverschen KC (HKC) hatte damit große Mühe, raste dann dem Feld aber erfolgreich hinterher. Über 200 Meter hätte es fast zu Gold gereicht, mit Silber und zwei weiteren Endlauf-Teilnahmen über 500 und 1000 Meter dürfte es die Polin jedoch in den deutschen Kader geschafft haben. „Sie war unglaublich nervös, letztlich war es aber ein sehr starker Auftritt“, sagte Landestrainer Jan Francik.

Beim 200-Meter-Finale, für das sich Paszek mit einer Tausendstel Vorsprung auf die spätere Meisterin Jule Hake (Lünen) direkt qualifiziert hatte, schob der Wind das Boot ganz aus der Startanlage, dann ertönte das Signal. „Eigentlich hätte wiederholt werden müssen. Paulina musste korrigieren, ihr hat ein Schlag gefehlt, das macht viel aus“, so Francik. Im Ziel war sie mit 0,32 Sekunden Zweite. „Ich war erst sehr enttäuscht, wir haben sehr hart gearbeitet. Aber die Aufholjagd war schon okay“, sagte Paszek. Über 500 Meter vermochte sie den Rückstand nicht wettzumachen. „Ich kann das viel besser und werde das auch noch zeigen“, so Paszek, die mit 3,8 Sekunden Rückstand auf die siegreiche Hake Siebte wurde und über die 1000 Meter Rang sechs folgen ließ. Nach einer längeren Pause und Problemen mit dem polnischen Verband will Paszek künftig international für Deutschland starten – das darf sie, nur für Olympia bräuchte sie den deutschen Pass.

Ein Start im Nationalteam ist mit diesem Auftritt bei der DM sehr wahrscheinlich geworden. In der deutschen Rangliste fuhr sie auf Platz vier. „Und wir werden eine Startanlage zum Üben anschaffen, die anderen Stützpunkte arbeiten da längst mit“, betonte Francik.

Sabrina Hering-Pradler vom HKC, derzeit die Nummer eins im deutschen Kader, hatte wegen einer Zerrung die Teilnahme abgesagt. Sie soll sich bis Donnerstag erholen. „Nach einiger Zeit mit Belastung wurde der Unterarm taub, das ist schon komisch“, so Hering-Pradler.

Jakob Thordsen verzichtete auf die 500 Meter, er fuhr über 1000 Meter auf Platz fünf. Den Platz im Bundeskader hatte er schon vorher sicher. „Ich habe unterwegs gefühlt das Rennen aus den Augen verloren, diese Situation hatte ich noch nie, es war seltsam“, sagte der 19-jährige Vierer-Weltmeister von 2019. Rund drei Zehntel fehlten zu Bronze. „Jakob ist um die Medaillen mitgefahren, das ist bei seinen acht Wochen Krankheitspause in diesem Jahr und diesem Weltklassefeld völlig okay“, so Francik. Thordsen entspannte sich gestern am Steinhuder Meer.

Zweimal zu Bronze fuhr Jan Ole Prager vom HKC. Über 1000 Meter war er zufrieden, über 500 ärgerte sich der 17-Jährige und schimpfte im Ziel. „Er wollte unbedingt Gold holen. Von ihm werden wir im nächsten Jahr viel hören“, lobte Francik. Den Sprung zu den Olympic Hope Games im ungarischen Szeged im Oktober schaffte neben Prager auch David Appelhans vom KC Limmer im Jahrgang 2003. „Der Junge kommt von da hundertprozentig mit Medaillen zurück“, sagte Francik.

■ Jacob Schopf und Conrad Scheibner waren mit zwei Titeln die großen Gewinner der DM, die wegen Corona nur im Einer und ohne Zuschauer ausgetragen wurden. Schopf siegte über 500 Meter, nachdem er tags zuvor über die doppelte Distanz gewonnen hatte. Dies gelang auch Scheibner im Canadier, der zudem den dreimaligen Olympiasieger Sebastian Brendel über 1000 Meter entthronte.

Foto: Imago Sprinterin mit Kämpferherz: Paulina Paszek aus Polen fährt in Duisburg erstmals bei einer deutschen Endrunde mit. Kleines Bild: Die Fahrerin des Hannoverschen KC präsentiert die durchsichtige Silbermedaille. Wann sie für Deutschland international fahren wird, ist noch offen.