Der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV) und der LandesSportBund (LSB) Niedersachsen sehen beim Schulsport in Niedersachsen dringenden Handlungsbedarf. „An vielen Schulen gibt es einen akuten Mangel an qualifizierten Sportlehrkräften. Dies führt zu einer massiven Beeinträchtigung der Qualität des Sportunterrichts“, so der stellv. LSB-Vorstandsvorsitzende Marco Lutz. Viele Schulen müssen deshalb auf fachfremde Lehrer*innen zurückgreifen.
„Wichtige Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Fairness und Respekt können derzeit nicht ausreichend vermittelt werden. Sport ist zudem das einzige Bewegungsfach in der Schule und sollte nicht zugunsten anderer Fächer ausfallen. Vielmehr sollte perspektivisch eine tägliche Sport- und Bewegungsstunde an allen Schulformen eingeführt werden“, ergänzt der Präsident des Deutschen Sportlehrerverbandes, Dr. Daniel Möllenbeck.
Gerade in Anbetracht des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Erstklässler*innen ab dem Jahr 2026 sehen DSLV und LSB dringenden Handlungsbedarf. Zuspruch bekommen die Organisationen aus der Praxis. Unter anderem von Detlef Knorrek. Der ehemalige Weltklasse-Judoka ist Sportlehrer an der IGS List. „Es kann nicht sein, dass beim Sport immer weiter gekürzt wird. Viele Schüler*innen haben kaum noch einen Bezug zu ihrem Körper. Viele können weder rückwärtslaufen, einen Unterarmstütz oder eine Rolle vorwärts", so Knorrek.
Einigkeit auch beim Thema „Kommission Sport“
LSB und DSLV sprechen sich außerdem geschlossen für den Erhalt der „Kommission Sport“ aus. In der neuen Gremienstruktur der Kultusministerkonferenz (KMK) ist diese nicht mehr vorgesehen.
Die „Kommission Sport“ war 1975 eingesetzt worden, um den Sport in Bildungsfragen besser zu koordinieren. Der LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe richtet einen Appell an die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg: „Wir benötigen die Kommission Sport als Verbindungsgremium zwischen staatlicher Bildung, staatlicher Sportförderung und dem organisierten Sport. Ich darf Sie herzlich und eindrücklich darum bitten, sich für den Erhalt der Kommission einzusetzen.“
An die niedersächsische Politik gewandt formulieren DSLV und LSB klare Forderungen:
1. Erhöhung der Ausbildungskapazitäten: Es müssen dringend mehr Studienplätze und Fortbildungsangebote für Sportlehrkräfte geschaffen werden.
2. Investitionen in die Infrastruktur: Sportstätten müssen dringend saniert werden, um sichere und moderne Bedingungen für den Sportunterricht zu gewährleisten.
3. Attraktivität des Lehrer*innenberufs steigern: Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden, Sportlehrkräfte brauchen mehr Anerkennung, damit der Beruf attraktiver wird.
4. Kooperationen mit Sportvereinen: Schulen und Sportvereine müssen enger zusammenarbeiten, um zusätzliche Bewegungsangebote zu schaffen und den Sportunterricht zu ergänzen.
5. Erhalt der Kommission Sport in der Kultusministerkonferenz: Eine Abschaffung des Gremiums hätte eine klare Abwertung des Sports zur Folge.